Erfolgreicher Start im Pakt für den Nachmittag

Vertragsunterzeichnung zum Pakt für den Nachmittag im Kreise von Schulkindern. Unser Bild zeigt in der Schlossschule in Heppenheim sitzend von rechts Alwin Zeiß, Christian Zimmermann, Landrat Christian Engelhardt und Myriam Brück.

© Lotz

Bergstraße.Er hat es schwer, der Pakt für den Nachmittag. Im Kreis Bergstraße wächst die Zahl der Grundschulen, die das Betreuungsmodell vor Ort umsetzen, nur zögerlich. Dreieinhalb Jahre nach dem Start nehmen aktuell nur 15 von insgesamt 48 Grundschulen teil. „Ein holpriger Start“, kommentiert auch Markus Proksch vom Staatlichen Schulamt in Heppenheim.

Die beteiligten Schulen bewerten das Modell mehrheitlich positiv, ergänzt Landrat Christian Engelhardt. In Heppenheim sprach er von einem positiven Feedback sowohl von den Schulleitungen wie den Trägerinstitutionen. Mit dem Bergsträßer Pakt für den Nachmittag werde ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot geschaffen, das die Interessen von Schulen, Eltern und Schülern unter einen Hut bringe. In der Schlossschule haben nun zwei weitere Grundschulen den Vereinbarungsvertrag unterzeichnet: neben dem Gastgeber war dies die Mittelpunktschule in Gadernheim.

Bedarf stark angestiegen

Die Schlossbergschule in Bensheim-Auerbach war eine der ersten, die den Pakt umgesetzt haben. Zum August 2018 fand ein Trägerwechsel statt. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Südhessen hat seine Zuständigkeiten an den Eigenbetrieb Kinderbetreuung der Stadt Bensheim abgegeben. „Weil der Bedarf stark angestiegen war, konnte die Betreuung vom Träger nicht mehr abgedeckt werden“, erklärt Schulleiter Christian Zimmermann. Es habe sich dabei um eine rein pragmatische Entscheidung gehandelt.

Auch er betont den Vorteil des Pakts, was die Vernetzung des Vor- und des Nachmittags betrifft. Lernzeiten könnten besser genutzt und pädagogische Angebote harmonischer über den Tag verteilt werden. Mit dem Pakt-Modell könnten die Lehrkräfte nachmittags interessante AGs und Projekte anbieten, so Zimmermann in Heppenheim.

Der Eigenbetrieb ist bereits für die Betreuung an der Auerbacher Schillerschule zuständig. „Es läuft gut“, so Betriebsleiter Armin Zeißler. Die Stadt Bensheim beteiligt sich auch finanziell an dem Modell. „Das ist kein Nullsummenspiel.“ Er hoffe, dass bald mehr Schulen dem Pakt beitreten werden.

An der Mittelpunktschule Gadernheim wurde die Betreuung bislang vom Förderverein organisiert. Jetzt übernimmt der Verein KuBuS aus Fürth-Kröckelbach die Trägerschaft, der bereits an mehreren Schulen im Kreis tätig ist. „Wir erreichen dadurch eine bessere Verzahnung von Unterricht und Nachmittagsbetreuung“, so Schulleiter Alwin Zeiß.

Für die Schlossschule erläuterte Schulleiterin Myriam Brück die Entscheidung für den Pakt. „Durch den neuen Personalschlüssel haben wir nun mehr Zeit für das einzelne Kind.“ An der zentral gelegenen Grundschule am Heppenheimer Marktplatz gab es bereits seit den 90er Jahren einen Hort. Doch steigende Schülerzahlen und eine sukzessiv höhere Nachfrage ließen das Angebot an seine Kapazitätsgrenzen stoßen, sagte Brück. In Heppenheim bleibt der ASB als Träger im Boot.

Landrat wirbt für die Teilnahme

In Schulen, die bislang nicht am Pakt für den Nachmittag teilnehmen, gebe es oftmals Betreuungsengpässe und lange Wartelisten, warb Landrat Engelhardt für das Kooperationsmodell, das insgesamt mehr Verlässlichkeit biete. Mit dem Konzept „Familienfreundlicher Kreis Bergstraße“ hatte man bereits Erfahrungen in der Nachmittagsbetreuung gesammelt. Neu dagegen ist die Integration pädagogischer Angebote über den gesamten Schulalltag hinweg. Doch dafür brauchen Schulen eine entsprechende Infrastruktur.

Bei der millionenschweren Modernisierung und Sanierung seiner Bildungseinrichtungen will der Kreis daher „Schule anders denken“, so Engelhardt: Die Architektur müsse stets der Pädagogik folgen. Pakt-Schulen benötigten Mensen und Mediotheken sowie eine multifunktionale Ausstattung und ein anderes Raumangebot.

Gerade bei Altbauten wie der Schlossschule sei dies bisweilen eine Herausforderung. Hier hatten sich Baumaßnahmen im Innenhof verzögert, weil eine Art unterirdischer Gang eingebrochen sei, so der Landrat. In Zukunft wolle man aber Maßnahmen eher beschleunigen als nach hinten verschieben, betonte Engelhardt.

Größere Bauprojekte sind auf lange Sicht an 45 Schulen geplant. Dafür nimmt der Kreis rund 626 Millionen Euro in die Hand. Alle Schulen sollen für ein echtes Ganztagsangebot fit gemacht werden. Dafür soll die Schulumlage der Kommunen um einen Prozentpunkt erhöht werden.

Ende des abgelaufenen Jahres hatte der Verwaltungschef angekündigt, die Umlage in zwei Jahren um weitere zwei Punkte steigern zu wollen. Statt einzelner Teilsanierungen will der Kreis eine flächendeckende Modernisierung der Bildungshäuser vorantreiben.

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 18.01.2019

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